Können wir ohne Ideologien denken?
Können wir ohne Ideologien auskommen oder sind wir zwangsläufig in ideologischem Denken gefangen? Man kann sehr leicht aus der Verwerfung von Ideologien wieder eine Ideologie machen, das wäre zum Beispiel der Fall, wenn man erklären würde, alle Ideologien seien als unstimmige Welterklärungen abzulehnen und jedes Denken führe zwangsläufig zu Irrtümern, deshalb sei es grundsätzlich zu unterlassen. Nun, man kann das zwar so sehen, man muss aber nicht. Statt alle Ideologien abzulehnen, kann man auch in der ideologischen Schatzkiste der Menschheit kramen und sich an dem bunten Nebeneinander freuen, ohne dass man gezwungen wäre, sich für eines der Fundstücke zu entscheiden. Das wäre dann im Sinne von Paul Feyerabends „Everything goes“. Wir kommen nicht ohne Welterklärungsmodelle aus. Aber das muss kein Grund sein, sich mit einem davon zu identifizieren. Ich kann versuchen zu verstehen, wie die Welt aus der Perspektive eines Marxisten, eines Katholiken, eines Buddhisten oder eines Schamane