tag:blogger.com,1999:blog-2777373438340809922024-02-19T09:48:11.954+01:00Aufbruch ins LeereDieser Blog soll Lust auf einen kulturellen Wandel machen. Die Klimakrise zwingt uns, die Orientierung auf das Materielle infrage zu stellen. Innerer Reichtum ist mehr wert als äußerer. Konsum macht auf Dauer nicht glücklich. Wir könnten viel besser leben und gleichzeitig weniger Schaden an unserer Mitwelt anrichten. Muße bedeutet Freiheit. Ein leerer Terminkalender lässt Zeit für Kreativität und Zeit zum Staunen über die Wunder der Welt. Nehmen wir uns diese Freiheit!jupphartmann.blogspot.comhttp://www.blogger.com/profile/02986507353611552385noreply@blogger.comBlogger22125tag:blogger.com,1999:blog-277737343834080992.post-82333195379688362212021-05-22T16:26:00.007+02:002021-05-22T19:20:38.993+02:00Können wir ohne Ideologien denken?<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">Können wir ohne Ideologien auskommen oder sind wir zwangsläufig in
ideologischem Denken gefangen? Man kann sehr leicht aus der
Verwerfung von Ideologien wieder eine Ideologie machen, das wäre zum
Beispiel der Fall, wenn man erklären würde, alle Ideologien seien
als unstimmige Welterklärungen abzulehnen und jedes Denken führe
zwangsläufig zu Irrtümern, deshalb sei es grundsätzlich zu
unterlassen. Nun, man kann das zwar so sehen, man muss aber nicht.
Statt alle Ideologien abzulehnen, kann man auch in der ideologischen
Schatzkiste der Menschheit kramen und sich an dem bunten
Nebeneinander freuen, ohne dass man gezwungen wäre, sich für eines
der Fundstücke zu entscheiden. Das wäre dann im Sinne von Paul
Feyerabends „Everything goes“.
</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">Wir kommen nicht
ohne Welterklärungsmodelle aus. Aber das muss kein Grund sein, sich
mit einem davon zu identifizieren. Ich kann versuchen zu verstehen,
wie die Welt aus der Perspektive eines Marxisten, eines Katholiken,
eines Buddhisten oder eines Schamanen aussieht ohne selbst das eine
oder andere zu werden. Alle diese unterschiedlichen
Betrachtungsweisen haben sich entwickelt, weil sie mehr oder weniger
zweckmäßig waren. Zweckmäßigkeit ist aber eine andere Kategorie
als Wahrheit. Ein schamanistischer Ansatz mag aus aufgeklärt
naturwissenschaftlicher Sicht belächelnswert erscheinen, aber wenn
man ohne moderne Technik in einem Regenwald überleben will, kann er
sich als das sinnvollere Modell erweisen. Von einer konfuzianischen
Perspektive aus betrachtet ist der christlich-jüdisch-islamische
Monotheismus vielleicht eine unvernünftige Vorstellung. Konfuzius
lehnte schließlich aus Vernunftgründen jede Spekulation über Übersinnliches ab. Aber dass sich die
modernen Wissenschaften in Europa entwickelt haben, verdankt sich
möglicherweise auch dem Gedanken, die Natur sei nach dem Willen
eines allmächtigen Schöpfers gestaltet und darum gebe es in ihr seine Handschrift zu entdecken. Der
Glaube an einen rationalen Schöpfergott erweist sich damit zwar durchaus nicht als
wahr, aber er hat doch eine Tür geöffnet, die man sonst vielleicht nicht
gefunden hätte.
</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">Giordano Bruno, der
von der Kirche als Häretiker verbrannt wurde, ist für manche
Atheisten zu einer Art Heiligenfigur avanciert. Dass er schon vor
fünfhundert Jahren die Vision eines unendlichen Weltalls hatte,
erscheint im Nachhinein als revolutionäre Erkenntnis. Allerdings ist
er nicht durch astronomische Beobachtungen zu diesem Schluss
gekommen, sondern anhand theologischer Spekulationen, die wiederum
auf den Mystiker Nikolaus von Kues zurückgehen. Auch in der jüngeren
Vergangenheit finden sich religiös inspirierte wissenschaftliche
Entdeckungen. Dass ausgerechnet ein katholischer Priester, Georges
Lemaître, die Urknalltheorie entwickelt hat, könnte auch damit
zusammenhängen, dass die Vorstellung eines Schöpfungsaktes einen
zeitlichen Beginn des Universums impliziert.</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">Daraus zu folgern,
die Religion hätte recht – weil sie zu belastbaren Erkenntnissen
geführt hat – wäre nun wieder zu kurz gegriffen. Es gibt gute
Gründe dafür, dass die Naturwissenschaften von ihrem Ansatz her
atheistisch sind, d.h., dass sie die beobachtbaren Phänomene
erklären, ohne das Wirken höherer Mächte anzunehmen. Aber
offensichtlich erweisen sich auch Erklärungsmuster, die aus einer
bestimmten Perspektive durchaus absurd erscheinen, in anderen
Zusammenhängen wiederum als sehr effizient. Wenn man also, statt zu
fragen, wer recht hat, ganz pragmatisch an die Sache herangeht, dann
zeigt sich die Nützlichkeit einander widersprechender Ideologien.
Diese können zwar nicht alle gleichzeitig richtig sein, aber sie können
unserer Erkenntnis jeweils unterschiedliche Türen öffnen oder
verschließen. Es ist ein bisschen so, wie mit unterschiedlichen
Computer-Betriebssystemen. Das eine eignet sich besser für diese,
das andere besser für jene Anwendung, aber es gibt nicht das eine
wahre Betriebssystem. (Auch wenn es mir als Ubuntu-Fan nicht leicht
fällt, das zuzugeben.)</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">Wir kommen also nicht
ohne Ideologien aus. Aber wir können polyideologisch denken. Das
heißt nun wieder nicht alle Ideologien seien gleich gut oder
schlecht. Jede hat andere Vor- und Nachteile und das eine oder andere
überwiegt mehr oder weniger stark. Wir können uns problemlos
verschiedener Welterklärungsmodelle bedienen, ohne Zwang, uns mit
einem davon zu identifizieren. Wir können auf Ideologien
zurückgreifen ohne selbst ideologisch zu werden. Auf halbem Weg
zwischen Synkretismus und Agnostizismus bieten sich viele
überraschende Ausblicke. Um sie zu entdecken müssen wir aber
beweglich bleiben und manchmal mehr in die eine, dann wieder in die
andere Richtung gehen.</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;"><br />
</p>
<p><style type="text/css">p { margin-bottom: 0.25cm; line-height: 115%; background: transparent }a:link { color: #000080; so-language: zxx; text-decoration: underline }a:visited { color: #800000; so-language: zxx; text-decoration: underline }</style></p>jupphartmann.blogspot.comhttp://www.blogger.com/profile/02986507353611552385noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-277737343834080992.post-1039076126200038732021-05-05T13:57:00.000+02:002021-05-05T13:57:17.528+02:00Die Götter Nietzsches<p style="text-align: justify;"> <span class="d2edcug0 hpfvmrgz qv66sw1b c1et5uql b0tq1wua a8c37x1j keod5gw0 nxhoafnm aigsh9s9 d9wwppkn fe6kdd0r mau55g9w c8b282yb hrzyx87i jq4qci2q a3bd9o3v knj5qynh oo9gr5id hzawbc8m" dir="auto"></span></p><div class="kvgmc6g5 cxmmr5t8 oygrvhab hcukyx3x c1et5uql ii04i59q"><div style="text-align: left;">Was ist Glaube? Was ist Unglaube? Sind das wirklich sich ausschließende Gegensätze? Ich empfinde beide eher als eine Pendelbewegung meines Geistes, als ein Einatmen und Ausatmen? Ich erinnere mich noch gut, wie ich in einer Zeit, als ich ganz stark zum Atheismus neigte, Nietzsche las: „Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik“. Ausgerechnet Nietzsche, den ich doch als Bruder im Unglauben sah, infizierte mich mit der Begeisterung für gleich zwei Götter: Apollo und Dionysos. Plötzlich sah ich mich in den Widerstreit dieser beiden Gottheiten hineingezogen. Der Konflikt zwischen dem apollinisch Rationalen und dem dionysisch Rauschhaften, Ekstatischen umschrieb genau das Spannungsfeld in dem ich mich befand. Ich wollte beides und fühlte mich abwechselnd in beiden Zuständen zuhause. Glaubte ich jetzt also an Apollo und Dionysos? Nicht wirklich, aber ich sah beide als wunderbare Modelle zur Veranschaulichung psychologischer Gegebenheiten, und plötzlich bekam der griechische Götterhimmel für mich einen tieferen Sinn. </div></div><p></p><div style="text-align: left;"><div class=""><div class="ecm0bbzt hv4rvrfc e5nlhep0 dati1w0a" data-ad-comet-preview="message" data-ad-preview="message" id="jsc_c_84"><div class="j83agx80 cbu4d94t ew0dbk1b irj2b8pg"><div class="qzhwtbm6 knvmm38d"><span class="d2edcug0 hpfvmrgz qv66sw1b c1et5uql b0tq1wua a8c37x1j keod5gw0 nxhoafnm aigsh9s9 d9wwppkn fe6kdd0r mau55g9w c8b282yb hrzyx87i jq4qci2q a3bd9o3v knj5qynh oo9gr5id hzawbc8m" dir="auto"><div class="o9v6fnle cxmmr5t8 oygrvhab hcukyx3x c1et5uql ii04i59q"><div dir="auto" style="text-align: start;">Damit aber war in meinem Denken ein Damm gebrochen. So wie die antiken Götter helfen konnten, manches besser zu beschreiben, so konnte ich vielleicht auch in den gegenwärtigen Religionen wertvolle Anregungen zur Selbsterkenntnis finden, ohne ihre Dogmen zu übernehmen. Die Frage, ob es einen Gott gibt oder nicht, barg womöglich die Gefahr, von anderen wesentlichen Fragen abzulenken: Können ein religiöses Vokabular und eine religiöse Bilderwelt dazu dienen, authentische menschliche Erfahrungen weiterzugeben? Kann der Begriff „Gott“ zum Beispiel in der Begriffswelt eines mittelalterlichen Mystikers eine sinnvolle Funktion übernehmen, um etwas auszudrücken, das man heutzutage eher in ein psychologisches oder neurobiologisches Vokabular kleiden würde? </div><div dir="auto" style="text-align: start;"> </div></div><div class="o9v6fnle cxmmr5t8 oygrvhab hcukyx3x c1et5uql ii04i59q"><div dir="auto" style="text-align: start;">Wäre statt des Streits darüber, ob Theisten oder Atheisten recht haben nicht die Frage viel ergiebiger, wie die jeweiligen Weltbilder dazu verwendet werden, bestimmte Erfahrungen zu vermitteln und inwieweit das Vokabular der einen in das der anderen übersetzbar ist?</div></div></span></div></div></div></div></div>jupphartmann.blogspot.comhttp://www.blogger.com/profile/02986507353611552385noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-277737343834080992.post-14424851297963266722021-04-13T22:15:00.006+02:002021-04-14T01:28:20.785+02:00Über angeborene Sichtweisen oder die Schwierigkeit, frei von Dogmen zu sein<p>
</p><p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
Ein Standardargument, das ständig in der Diskussion zwischen
religiös Gläubigen und Nicht-Gläubigen auftaucht ist die
Behauptung, alle Menschen kämen als Atheistinnen oder Atheisten zur
Welt. Ich betrachte das als eine irreführende These und möchte von
einem nicht-religiösen Standpunkt dagegen argumentieren.
</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">1) Zum einen scheint
mir hier ein falscher Gebrauch der Logik vorzuliegen:</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Richtig ist
sicherlich, dass wir als Kinder erst einmal keine Vorstellung von dem
Gott der monotheistischen Religionen haben, ja, dass uns der Begriff
„Gott“ fehlt. Wir haben auch nicht die Idee eines Schöpfers. Die
Welt ist einfach da und woher sie kommt das fragen wir uns frühestens, nachdem wir schon ein paar Jahre in ihr verbracht haben. Wir
kommen also nicht als Theisten zur Welt, und da Atheismus ja nur die
Verneinung des Theismus ist, drängt sich die Vermutung auf, unsere
ursprüngliche Sichtweise sei der Atheismus. Entweder wir glauben an
Gott oder nicht. Die formale Logik lehrt uns, dass nicht beides
gleichzeitig zutreffen kann. Wenn ich kein Theist bin, bin ich also
Atheist. Oder?</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"><span lang="de-DE">Das
Problem </span><span lang="de-DE">dabei</span><span lang="de-DE">
liegt darin, dass d</span><span lang="de-DE">ie negative Bezugnahme
auf etwas nur innerhalb eines bestimmten </span><span lang="de-DE">Bezugsrahmens</span><span lang="de-DE"> angebracht </span><span lang="de-DE">ist</span><span lang="de-DE">.
Etwas darüber zu definieren, dass es eine Eigenschaft nicht hat, ist
nur dann sinnvoll, wenn der Besitz dieser Eigenschaft eine mögliche
Alternative ist. Der Mond hat keinen Sex, trotzdem käme kaum jemand
auf die Idee, den Mond als asexuell zu bezeichnen. Die</span><span lang="de-DE">se</span><span lang="de-DE">
Zuschreibung ergibt im Bezug auf Himmelskörper so wenig Sinn wie
Atheismus in Bezug auf Neugeborene.</span></p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Wir kommen also
weder als Theisten, noch als Atheisten zur Welt. Der Begriff
"Atheismus" ist abgeleitet von "Theismus". Er
ergibt nur Sinn in Bezug auf seinen Gegensatz. Aber das Gegensatzpaar
existiert für Neugeborene nicht, da es begriffliches Denken
voraussetzt.</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"><span lang="de-DE">2)
Zum anderen möchte ich evolutionstheoretische Einwände anführen:</span></p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"><span lang="de-DE">Ein
Kind kommt nicht mit einem bestimmten Glauben zur Welt und wenn es
eine bestimmte Religion annimmt, dann liegt das an der Beeinflussung
von außen. Ich denke, so weit </span><span lang="de-DE">stimme ich
der religionskritischen Betrachtungsweise</span><span lang="de-DE">
</span><span lang="de-DE">zu</span><span lang="de-DE">. </span>
</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Aber unser Gehirn
ist auch keine Tabula rasa, die nach und nach mit Informationen
gefüllt wird. Einiges ist vorstrukturiert, und das ist
evolutionsbiologisch bedingt (z.B. der kindliche Animismus). Unser
Denken hat sich in einer Form entwickelt, die bedingt, dass wir
leicht zu Fehleinschätzungen neigen. Wir versuchen nämlich, aus
unseren konkreten Wahrnehmungen übergeordnete Prinzipien abzuleiten.
Das ermöglicht uns überhaupt erst abstraktes Denken und somit auch
die Erkenntnis von Naturgesetzen. Wenn wir nun für unsere
übergeordneten Prinzipien wieder nach übergeordneten Prinzipien
suchen, dann kommen wir schließlich zur Annahme absoluter Prinzipien. Dabei werden unsere Begrifflichkeiten immer abstrakter, und da
jede Abstraktion auch ein Schritt weg von der konkret erfahrenen
Wirklichkeit ist, schleichen sich in unsere Welterklärungen, je
komplexer sie werden auch immer mehr Fehler ein. So landen wir
möglicherweise auch bei religiösen Dogmen.</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"><span lang="de-DE">Diese
finde ich oft genauso befremdlich wie </span><span lang="de-DE">viele,
die Religion ablehnen</span><span lang="de-DE">. Das Problem ist
nur, dass unsere Tendenz, absolute Prinzipien anzunehmen, nicht nur
zu religiösen Weltbildern führt, sondern auch zu jeder Menge
Ideologien – und hier sind </span><span lang="de-DE">Atheistinnen
und Atheisten</span><span lang="de-DE"> genauso gefährdet wie
Gläubige. Ob es nun die marxistische Vorstellung eines Ziels der
Geschichte ist, oder das neoliberale Dogma von der Unfehlbarkeit des
Marktes oder ob wir in der Vernunft statt eines nützlichen
Werkzeugs, ein Mittel zu Erkenntnis absoluter Wahrheit sehen, wir
neigen dazu, uns Götter zu schaffen, auch wenn wir diese nicht mehr
so nennen.</span></p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Was nützt es uns aber,
wenn wir ein Idol durch ein anderes austauschen und statt Christen
oder Muslimen nun Nationalisten, Marktradikale oder
Fortschrittsfanatiker werden? Um uns wirklich von dem Glauben an
absolute Prinzipien zu befreien, müssen wir begreifen, wie unser
begriffliches Denken funktioniert und seine Grenzen, vor allem aber
seine Fallstricke erkennen. Dazu gehört auch die
Einsicht, dass sich Religionen Denkstrukturen verdanken, die auch bei
Nicht-Religiösen vorhanden sind. Diese Strukturen sind in uns
angelegt, wir werden eben nicht als Tabula rasa geboren.</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">Unser abstraktes
Denken führt uns nicht nur zu genialen Erkenntnissen, denen wir vieles
verdanken, sondern auch zu Irrtümern, zu denen kein anderes Lebewesen in
der Lage wäre. Irren ist menschlich, typisch menschlich. Davor sind auch Atheistinnen und Atheisten nicht gefeit. Wer einem
bestimmten Irrtum entgeht, muss nicht unbedingt näher an der
Wahrheit sein. (Bildlich gesprochen: Die Gefahr von einem Auto
überfahren zu werden ist am größten, wenn man gerade einem
erfolgreich ausgewichen ist.) Die Freiheit von Glaubenssätzen ist
uns nicht von vorne herein gegeben. Wir müssen sie uns mühsam
erarbeiten.</p>
<p><style type="text/css">p { margin-bottom: 0.25cm; line-height: 115%; background: transparent }a:link { color: #000080; so-language: zxx; text-decoration: underline }a:visited { color: #800000; so-language: zxx; text-decoration: underline }</style></p>jupphartmann.blogspot.comhttp://www.blogger.com/profile/02986507353611552385noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-277737343834080992.post-61351461336215761022021-04-06T23:56:00.003+02:002021-04-06T23:59:56.807+02:00Die Eigendynamik des kreativen Prozesses<p>
</p><p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">
Sehr viele Menschen glauben, sie müssten sich bekennen: zu einer
bestimmten Religion oder zum Atheismus. Mir fällt es zunehmend
schwer, das nachzuvollziehen, und ich möchte erklären, warum.</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">Vermutlich bin ich
in den Augen der meisten Gläubigen ein Atheist, denn ich glaube
weder an die Dogmen irgendeiner Religion, noch halte ich irgendeine
Schrift für das Wort Gottes. Jedoch erscheint mir auch der Atheismus
als ein zu enges Korsett für mein Denken. Auch wenn ich keiner
Religion angehöre, einige meiner Erfahrungen passen besser zu einer
religiösen Haltung.
</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">Ich betrachte das
Ganze von meiner Perspektive als Künstler aus. Am besten gelingt mir
meine Kunst, je absichtsloser ich an die Sache herangehe, je mehr ich
Planung und Kontrolle aufgebe und der spontanen Eingebung vertraue.
Die Ergebnisse übertreffen oft bei Weitem das, was ich mit hätte
ausdenken können. Kreativ zu sein, heißt für mich, zuzulassen,
dass sich etwas ausdrückt, das meine eigene Intelligenz übersteigt.
Ich vertraue mich sozusagen der Führung durch eine höhere Macht an.
Das ist natürlich kein Beweis für die Existenz höherer Mächte.
Ich weiß nicht, woher das kommt und empfände es als unredlich, das
als Beleg für die Richtigkeit einer bestimmten Religion zu
betrachten. Aber ich weiß von vielen Kunstschaffenden, dass sie
ähnliche Erfahrungen gemacht haben und halte meine eigenen deshalb
nicht für bloßen Zufall.</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">Das mag erst einmal
nebulös klingen. Um nachvollziehbar zu machen was ich meine, habe
ich hier ein kleines Video verlinkt, Es zeigt, wie ein abstraktes
Bild, das ich vor Jahrzehnten gemalt habe, der Beginn einer
wundersamen Entwicklung war, die ich selber so sah, wie Zugreisende,
die mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitzen, die Landschaft sehen,
die sie durchqueren. Ich hatte keine Ahnung, was als nächstes kommen
würde, aber im Nachhinein erschien alles völlig stimmig und
geradlinig.</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">Das hat mein
einstmals atheistisches Weltbild durcheinander gerüttelt. Heute sehe
ich die Dinge differenzierter. Mein Glaube und mein Unglaube sind
situativ. Wenn ich mich mit Wissenschaft beschäftige, bin ich immer
noch Atheist, wenn ich philosophiere Agnostiker, aber als Künstler
bin ich tief religiös. Das erscheint mir als die jeweils angemessene
Haltung zu sein.
</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;"><br />
</p>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="335" src="https://www.youtube.com/embed/6Sxl-wk6TH8" width="532" youtube-src-id="6Sxl-wk6TH8"></iframe></div><br /><p><style type="text/css">p { margin-bottom: 0.25cm; line-height: 115%; background: transparent }a:link { color: #000080; so-language: zxx; text-decoration: underline }a:visited { color: #800000; so-language: zxx; text-decoration: underline }</style></p>jupphartmann.blogspot.comhttp://www.blogger.com/profile/02986507353611552385noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-277737343834080992.post-60911486108058734362021-04-02T19:03:00.002+02:002021-04-02T19:05:01.258+02:00Das Ich, das Selbst, die Welt und der liebe Gott<p>
</p><p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">
Gerade habe ich eine Diskussion in einer Facebook-Gruppe verfolgt, in
der jemand Ideale und Moral ablehnt und das Ich zum ausschließlichen
Maßstab des Handelns erklärt.</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;"><br />
</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;"><a name="__DdeLink__0_4266079223"></a>
Die Ablehnung von Idealen und Moral kann ich gut nachvollziehen. Auch
ich kann mit diesen Dingen wenig anfangen. Ich denke aber, dass die
Orientierung am Ich und am eigenen Willen nichts anderes als ein
Ideal ist – und ein gefährliches obendrein.</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;"><br />
</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">Was „Ich“ will
ist zum großen Teil eine Folge von Konditionierung. Ichs neigen
dazu, zu denken, es sei ihr Wille, dass die Hamsterräder, in die sie
irgendwann einmal geraten sind, sich immer weiter drehen. Deshalb
leben die meisten Menschen weit unter ihren Möglichkeiten, auch –
oder gerade – in einer individualistischen Gesellschaft. Um es
paradox zu formulieren: Ich bin weit mehr als Ich. Deshalb
unterscheiden manche Psychologen zwischen dem Ich und dem Selbst; und
Mystiker sprechen von dem göttlichen Funken in uns, den es zu
entfachen gilt – indem wir über unser Ich hinauskommen.
</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;"><br />
</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;">Ohnehin beruht die
Vorstellung eines Ichs auf dem Glauben an die Existenz voneinander
getrennter Entitäten. Aber wir existieren nur in Relation zu der
Welt um uns herum, wir sind Knotenpunkte in sozialen und ökologischen
Netzen. Deshalb ist der Zustand dieser Netze in unserem ureigensten
Interesse. In diesem Sinne ist meine Sache eine sehr umfassende
Angelegenheit, die vieles mit einschließt.</p>
<p><style type="text/css">p { margin-bottom: 0.25cm; line-height: 115%; background: transparent }a:link { color: #000080; so-language: zxx; text-decoration: underline }a:visited { color: #800000; so-language: zxx; text-decoration: underline }</style></p>jupphartmann.blogspot.comhttp://www.blogger.com/profile/02986507353611552385noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-277737343834080992.post-50358473536242977032021-04-01T02:00:00.005+02:002021-04-01T14:19:31.291+02:00Die Bedeutung des Animismus für unser Überleben<section class="subscribe-section-container">
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<a name="5035847353624297703"></a></div></div></article></div></div></div></main></div><p>Viele religiöse Menschen halten Religiosität für ein angeborenes
menschliches Bedürfnis. Viele Atheisten hingegen sehen in religiösem
Glauben eine Folge jahrhundertelanger Indoktrination und betrachten die
Freiheit von Glaubenssätzen als den ursprünglichen Zustand, sozusagen
den Default-Modus menschlichen Bewusstseins. Dafür spricht z.B. dass wir
noch nichts von irgendwelchen Dogmen wissen, wenn wir auf die Welt
kommen. Sind wir also in unserer frühsten Lebensphase Atheisten? Wenn
man von der ursprünglichen Wortbedeutung ausgeht, ist das sicherlich so.
Die Vorstellung eines Gottes entwickelt sich erst nach mehreren
Lebensjahren und selten ohne Beeinflussung von außen. Wenn man den
Begriff Atheismus aber weiter fasst und darunter die Ablehnung des
Glaubens an übersinnliche Phänomene versteht, dann sind wir sicher keine
geborenen Atheisten. </p><span class="d2edcug0 hpfvmrgz qv66sw1b c1et5uql b0tq1wua a8c37x1j keod5gw0 nxhoafnm aigsh9s9 d9wwppkn fe6kdd0r mau55g9w c8b282yb hrzyx87i jq4qci2q a3bd9o3v knj5qynh oo9gr5id hzawbc8m" dir="auto"><div class="kvgmc6g5 cxmmr5t8 oygrvhab hcukyx3x c1et5uql ii04i59q"><div dir="auto" style="text-align: start;">Ich
möchte hier die These aufstellen, dass unser Default-Modus vielmehr der
Animismus ist und dass wir uns erst viel später für oder gegen eine
bestimmte Religion entscheiden. Ich denke, das liegt in der Evolution
begründet. Wir haben gute Gründe unbelebte Gegenstände als lebendige
Wesen zu betrachten. Es macht uns schlichtweg überlebensfähiger. Wenn
wir einen Felsblock für einen Bären halten, ist das kein Problem, wenn
wir einen Bären für einen Felsblock halten, hingegen schon. Es bekommt
uns also besser, um uns herum eher zu viel statt zu wenig Beseeltes zu
vermuten. Das gilt umso mehr, je unerfahrener wir sind, am meisten also
für Kleinkinder. Wenn diese überall Gespenster und Monster sehen und
ihnen dunkle Winkel unheimlich sind, ist das also ein sinnvoller
Schutzmechanismus. </div><div dir="auto" style="text-align: start;"> </div><div dir="auto" style="text-align: start;">Ich
erinnere mich, dass für mich, als ich sehr klein war, selbst
Möbelstücke belebt waren, und natürlich hatte ich einen unsichtbaren
Freund. Mit zunehmendem Alter können wir es uns dann leisten, die Welt
um uns herum nach und nach zu entzaubern. Aber es gelingt uns nie ganz,
unseren Default-Modus zu überschreiben. Tief in unserem Inneren behalten
wir immer einen Hang zu animistischen Vorstellungen, auch wenn wir uns
einer Religion zuwenden, für die das alles nur Aberglaube ist. Ja,
selbst wenn wir Atheisten werden. Es bleibt ein zauberhafter,
geheimnisvoller Rest, der immer wieder unsere Phantasie speist. Wir
können darüber erschrecken oder uns daran freuen, ändern können wir es
kaum. Das verdanken wir der Evolution.</div><div dir="auto" style="text-align: start;"> </div><div dir="auto" style="text-align: start;"> </div><div dir="auto" style="text-align: start;"> </div><div dir="auto" style="text-align: start;"> <div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjM1agZn6ODedSuG-oQXkx2siRzOofPfddrLzB6aL7qGqXJf04uQbkWSDegZ-q-Wgar6BzPObjIfJs6Zu5Nk01LxHkLM5RzcOvyCpcfqyCGT8HPQXMTYZDC0EUx39zmtgMbFPN6G-sJvcQ/s1200/1.gif" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1200" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjM1agZn6ODedSuG-oQXkx2siRzOofPfddrLzB6aL7qGqXJf04uQbkWSDegZ-q-Wgar6BzPObjIfJs6Zu5Nk01LxHkLM5RzcOvyCpcfqyCGT8HPQXMTYZDC0EUx39zmtgMbFPN6G-sJvcQ/s320/1.gif" /></a></div><br /></div><div dir="auto" style="text-align: start;"> </div><div dir="auto" style="text-align: start;">Anmerkung
zu der Animation (eigene Arbeit): Unser Default-Modus lässt uns auch in
abstrakte Formen immer wieder Dinge hineinphantasieren. Das macht
nicht-gegenständliche Kunst so spannend.</div></div></span><p> </p>jupphartmann.blogspot.comhttp://www.blogger.com/profile/02986507353611552385noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-277737343834080992.post-61865679688910322542021-03-01T18:12:00.003+01:002021-03-01T18:30:43.593+01:00Wissen und Weisheit aus dem alten China<div><p>Für mein Buch <a href="https://www.bod.de/buchshop/die-lehren-des-grossen-regens-jupp-hartmann-9783752626926" target="_blank"><b><i>"Die Lehren des großen Regens - Eine philosophische Reise ins alte China und zurück"</i></b></a> habe ich einige Passagen aus dem <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Huainanzi" target="_blank"><i><b>Huainanzi</b></i></a>, einem chinesischen Klassiker aus dem zweiten Jahrhundert vor unserer Zeit, ins Deutsche übersetzt. Für mich ist das Huainanzi eines der großartigsten Bücher der Weltliteratur - und ich kann überhaupt nicht verstehen, dass es davon immer noch keine deutsche Übersetzung gibt. Es ist als Geschenk für den Kaiser von China geschrieben worden, um ihm alles Wissen an die Hand zu geben, das man braucht, um ein Weltreich zu regieren. Es gibt nicht nur einen hervorragenden Einblick in das Weltbild der damaligen Zeit, sondern ist auch voller weiser Erkenntnisse, die über die Jahrtausende hinweg nichts von ihrer Aktualität verloren haben. Hier möchte ich drei meiner Lieblingszitate vorstellen:<br /></p></div><div style="text-align: justify;"><b>1.19.</b> "Die Welt ist mein eigen, aber ich gehöre auch der Welt. Wie könnte da eine Kluft zwischen mir und der Welt sein? Um die Welt zu besitzen, wozu müsste ich sie da gewaltsam an mich reißen, Macht über Leben und Tod erlangen und ihr meine Regeln aufzwingen? Was ich darunter verstehe, die ganze Welt zu besitzen, ist gewiss nicht dies. Es bedeutet einfach, zu mir zu kommen – und die Welt nimmt mich auf."<br /><br /> <b>14.19.</b> "Ein aufgebrachter Geist fühlt sich selbst auf einem Bambusbett mit weichen Matten nicht wohl. Auch ein Mahl aus wildem Reis und saftigem Rindfleisch weiß er nicht zu schätzen. Sogar klingende Saiten und Flötentöne bereiten ihm keine Freude. Erst wenn der Ärger sich auflöst und die Unruhe abebbt, schmeckt die Speise wohl. Das Bett wird angenehm, das Zuhause sicher und das Unterwegssein ein Vergnügen. Von diesem Punkt aus betrachtet: Weil wir lebendig sind, haben wir Freuden, weil wir vergänglich sind, haben wir Kummer. Wer immer auf seinem Vorteil aus ist, wird nicht froh und erfährt Sorgen statt Glück. Selbst wenn er alle Reichtümer der Welt besitzt und als Sohn des Himmels verehrt wird, kann er nicht verhindern, ein trauriger Mensch zu werden. Denn so ist die menschliche Natur: Sie liebt die Stille und hasst die Aufregung. Sie liebt die Vergnügungen und hasst die Plackerei. Ist der Geist dauerhaft frei von Begierden, findet er Ruhe. Ist der Körper dauerhaft frei von Aufgaben, findet er seine Freuden. Wer seinem Geist erlaubt, in Ruhe und Frieden zu schweifen, wer seinem Körper erlaubt, sich in Muße zu ergehen, wer einfach wartet, was der Himmel ihm eingibt, der wird in seinem Inneren Freude finden und nach außen frei von Sorgen sein."<br /><br /> <b>16.5.</b> "Ein guter Schütze schießt und verfehlt nicht das Ziel. Das ist gut für den Schützen, aber nicht gut für das Ziel. Einem guten Fischer entgeht kein Fisch. Das ist gut für den Fischer, aber nicht gut für die Fische. So ist, wo etwas gut ist, immer auch etwas, das nicht gut ist."</div><p><style type="text/css">p { direction: ltr; color: #000000; line-height: 150%; text-align: justify; orphans: 2; widows: 2; background: transparent }p.western { font-family: "Garamond", serif; so-language: de-DE }p.cjk { so-language: zh-CN }p.ctl { font-family: "Garamond", serif; so-language: ar-SA }a:visited { color: #800080; text-decoration: underline }a:link { color: #0000ff; text-decoration: underline }</style></p>jupphartmann.blogspot.comhttp://www.blogger.com/profile/02986507353611552385noreply@blogger.com0Hamburg, Deutschland53.5510846 9.993681925.240850763821157 -25.1625681 81.861318436178848 45.1499319tag:blogger.com,1999:blog-277737343834080992.post-30165608200526374252021-03-01T14:28:00.008+01:002021-03-04T14:28:08.326+01:00Eine Einführung in die alte chinesische Philosophie mit aktuellen Bezügen
<p style="text-align: justify;">Soeben ist mein Buch neues Buch erschienen. Hier die Pressemitteilung: </p><p style="text-align: justify;"><br /></p><p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;"><span style="font-size: medium;"><b>Jupp Hartmann</b></span><span style="font-size: medium;"><b>:</b></span></p><p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm;"><span style="font-size: medium;"><b>Die Lehren
des großen Regens - </b></span><span style="font-size: medium;"><b>Eine philosophische Reise ins alte China und zurück - <br /></b></span></p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;"><a name="__DdeLink__1_2755949321"></a><a name="__DdeLink__3_2755949321"></a><a name="__DdeLink__5_2755949321"></a> Bei dieser Neuerscheinung handelt es sich um eine Einführung in die
alte chinesische Philosophie mit aktuellen Bezügen.<br />
<br />
Schon
vor 4000 Jahren waren die Menschen in China gezwungen, sich durch ein
System von Flussregulierungen vor drohenden Hochwasserkatastrophen zu
schützen. Dabei sammelten sie Erfahrungen, die nachhaltigen Einfluss
auf die Weltsicht der folgenden Generationen hatten und anderthalb
Jahrtausende später die klassische chinesische Philosophie
entscheidend prägten. Diese entwickelte zu ihrer Blütezeit eine
Vielzahl unterschiedlicher Ansätze (Konfuzianismus, Daoismus,
Mohismus, Legalismus, Hedonismus, Sophismus), die als die Hundert
Schulen in die Geschichte eingingen. <br />
<br />
Jupp Hartmann
versucht in seinem Buch, das Denken jener Zeit nachzuvollziehen und
dessen oft verblüffende Einsichten für die Gegenwart fruchtbar zu
machen. In den alten Schriften finden sich zahlreiche Anregungen für
aktuelle Debatten, vor allem zu Themen wie Nachhaltigkeit und
Ökologie. Auch Überlegungen, inwieweit Kulturtechniken anstelle
staatlicher Gewalt eine stabile Ordnung gewährleisten können, sind
für unsere Gegenwart von Interesse. Ein wichtiger Aspekt ist dabei
die Frage der Selbstkultivierung: Wie gelingt es, die eigene
Lebensweise auf eine lustvolle Art den jeweiligen Erfordernissen der
Zeitläufte anzupassen und inwieweit sind die gesellschaftliche
Struktur und die eigene Triebstruktur kompatibel? So geht es in
diesem Buch auch um unser Verhältnis zur Natur, zu unseren
Mitmenschen und zu uns selbst.<br />
<br />
Auf der Suche nach neuen
Lösungen für die Probleme der Gegenwart ist es sinnvoll,
gelegentlich die Perspektive zu wechseln. In Europa haben sich sehr
wirkungsvolle Erklärungsmuster herausgebildet, mit denen wir
der Welt begegnen. Wir verdanken ihnen vieles: unsere moderne
Technik, medizinischen Fortschritt, auch Freiheit und Menschenrechte.
Aber diese Erklärungen haben ihre blinden Flecken, die man von innen
kaum wahrnimmt. Darum ist es sinnvoll, den Dunstkreis der eigenen
Kultur von Zeit zu Zeit zu verlassen. Nicht weil eine andere besser
wäre, sondern weil wir aus der Distanz besser sehen, wo sich unser
Denken festgefahren hat. Deshalb ist dieses Buch nicht nur eine Reise
in eine ferne Vergangenheit, sondern auch zurück ins Hier und
Jetzt.<br />
<br />
Aber auch um das moderne China zu verstehen, ist es
unumgänglich, dessen kulturelle Wurzeln zu begreifen, insbesondere
den Konfuzianismus und den Daoismus, die beide bis heute eine starke
Wirkung entfalten. So mag diese Abhandlung auch zu einem besseren
interkulturellen Verständnis beitragen.<br />
<br />
Viele der
zitierten Textpassagen wurden für die vorliegende Darstellung neu
übersetzt, einige liegen auch zum ersten Mal in deutscher Sprache
vor. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Auswahl sowohl
repräsentativ als auch für Laien verständlich ist.</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;"><br />
</p>
<p style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: left;">Eine Leseprobe
findet sich unter
<a href="https://www.bod.de/buchshop/die-lehren-des-grossen-regens-jupp-hartmann-9783752626926">https://www.bod.de/buchshop/die-lehren-des-grossen-regens-jupp-hartmann-9783752626926</a>
</p>
<p style="text-align: justify;"><style type="text/css">p { margin-bottom: 0.25cm; line-height: 115%; background: transparent }a:link { color: #000080; so-language: zxx; text-decoration: underline }a:visited { color: #800000; so-language: zxx; text-decoration: underline }</style></p><p style="text-align: justify;"> </p><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://www.bod.de/buchshop/die-lehren-des-grossen-regens-jupp-hartmann-9783752626926" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" data-original-height="2048" data-original-width="1293" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiJ2RdNtrk5AtV8C4Lqase1fBsQqBCEdbDa64kNwIcYCjyTGygKrjo6dGQEAOqTqSsqmzCrJN4zUohKRvooM5jWaye6v2USF1Bfg9jBSUvZKGfQkLmHu7lkUcAEC9mD4xYPH59phKGPSh8/w404-h640/Vorderseite.jpg" width="404" /></a></div><br /><p style="text-align: justify;"><br /></p>jupphartmann.blogspot.comhttp://www.blogger.com/profile/02986507353611552385noreply@blogger.com0Hamburg, Deutschland53.5510846 9.993681925.240850763821157 -25.1625681 81.861318436178848 45.1499319tag:blogger.com,1999:blog-277737343834080992.post-7595019411462321432020-11-16T12:10:00.003+01:002020-11-16T12:10:37.358+01:00Die Bundesregierung entdeckt das Prinzip des Wu wei<p>Dass ich das noch einmal erleben würde. Die Bundesregierung wirbt für Tun durch Nichttun (wu wei). In gleich drei Videos zu Corona fordert sie dazu auf, einfach zuhause zu bleiben und nichts zu tun. Kompliment, soviel Humor hätte ich der Regierung nicht zugetraut.<br /></p><p><a href="https://www.youtube.com/watch?v=BpYZvtmkGw4">https://www.youtube.com/watch?v=BpYZvtmkGw4</a></p><p><a href="https://www.youtube.com/watch?v=krJfMyW87vU">https://www.youtube.com/watch?v=krJfMyW87vU</a> </p><p><a href="https://www.youtube.com/watch?v=UH1757U0aeg">https://www.youtube.com/watch?v=UH1757U0aeg</a><br /></p>jupphartmann.blogspot.comhttp://www.blogger.com/profile/02986507353611552385noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-277737343834080992.post-72249169877980208902020-08-22T11:44:00.007+02:002020-08-27T01:44:59.629+02:00Ein Stipendium fürs Nichtstun<p>Das Grundthema dieses Blogs und meines Essays "Aufbruch ins Leere" rückt zunehmend in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Die Hochschule für bildende Künste (HFBK) Hamburg schreibt jetzt ein <b><span style="color: #8e7cc3;"><a href="https://www.hfbk-hamburg.de/de/aktuelles/ausschreibungen/20200915-schule-der-folgenlosigkeit-stipendium-f%C3%BCr-nichtstun/">Stipendium</a></span></b> fürs Nichtstun aus.</p><p>Hier ein paar Medienberichte dazu:<br /></p><p></p><p><b><span style="color: #674ea7;"><a href="https://www.deutschlandfunkkultur.de/stipendium-fuers-nichtstun-das-ideal-der-folgenlosigkeit.1008.de.html?dram:article_id=482662">Deutschlandfunk Kultur</a> /<a href="https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Hamburger-Hochschule-Stipendium-fuer-Nichtstun,stipendium146.html"> NDR</a> / <a href="https://www.stern.de/panorama/weltgeschehen/1600-euro-fuers-nichtstun--hochschulprofessor-vergibt-skurriles-stipendium-9381508.html">Stern</a> / <span style="color: #8e7cc3;"><a href="https://www.mopo.de/hamburg/belohnung-fuer-faulpelze-hamburger-hochschule-bietet-stipendium-fuers-nichtstun-37212204">Mopo</a></span><u> </u></span></b><br /></p>jupphartmann.blogspot.comhttp://www.blogger.com/profile/02986507353611552385noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-277737343834080992.post-84029522387641267742020-06-18T04:06:00.010+02:002020-06-18T23:16:02.096+02:00Leere und FülleWer aus dem Vollen schöpfen will, <br /><div>muss leer sein.<br /></div><div><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiYCiLGExN5nmmjM6cMIVukFldJV8AijP0HArI3SCd_Ew9pXC7vJnw5tQ9ZAgLZjO0j3NyoWCLjmXb2ZGK3uZBUyKv9I44fG5ZD3UqX12ZKZxwSEEsoWcjm96rdLY_tCY0QCpc8zpyuIio/s6000/158.jpg" style="clear: left; float: left; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="6000" data-original-width="6000" height="500" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiYCiLGExN5nmmjM6cMIVukFldJV8AijP0HArI3SCd_Ew9pXC7vJnw5tQ9ZAgLZjO0j3NyoWCLjmXb2ZGK3uZBUyKv9I44fG5ZD3UqX12ZKZxwSEEsoWcjm96rdLY_tCY0QCpc8zpyuIio/w500-h500/158.jpg" width="500" /></a></div><div><br /></div>jupphartmann.blogspot.comhttp://www.blogger.com/profile/02986507353611552385noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-277737343834080992.post-2139499674581293342020-06-06T18:27:00.001+02:002020-07-08T21:07:11.645+02:00Die eigene Mitte finden<div style="text-align: justify;">Die eigene Mitte zu finden, das heißt inneres Gleichgewicht zu erreichen. Wer in der eigenen Mitte ruht, steht stabiler in der Welt. Das kann man metaphorisch verstehen oder wortwörtlich in Hinblick auf die Körperhaltung. Innere Ausgeglichenheit ermöglicht ein wirkungsvolleres Handeln, wenn es angebracht ist und ein entspanntes Nicht-Handeln, wenn dies sinnvoller ist. <br /></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><iframe allowfullscreen="" class="BLOG_video_class" height="362" src="https://www.youtube.com/embed/HoTxKatnAN4" width="480" youtube-src-id="HoTxKatnAN4"></iframe></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">Um die eigene Mitte zu finden gibt es viele Mehoden. Meditation ist ein Weg, zum Beispiel, indem man ein Mandala anschaut. Auf der Reise ins eigenen Innere gibt es viel zu entdecken.</div><div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: justify;">Einer der frühesten Reiseführer, die es für diese Reise gibt, ist das <a href="https://www.bod.de/buchshop/nei-ye-jupp-hartmann-9783750440388" target="_blank">Nei Ye</a>, ein zweieinhalb Jahrtausende alter chinesischer Text, der den Weg zu innerer Ruhe beschreibt. Das Nei Ye gibt dazu ganz praktische Ratschläge, die zu einer Selbstregulierung führen sollen. <br /></div>jupphartmann.blogspot.comhttp://www.blogger.com/profile/02986507353611552385noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-277737343834080992.post-7376672609609567252020-06-02T19:12:00.012+02:002020-06-06T18:28:07.124+02:00Nei Ye - Der Weg zu innerer Ruhe<div style="text-align: justify;">Heute ist meine kommentierte Übersetzung des Nei Ye erschienen. <br /></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Nei Ye bedeutet innere Übung. Der Text beleuchtet den Zusammenhang zwischen innerer Sammlung und äußerer Wirkung und enthält Anleitungen für die Meditationspraxis.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Das Nei Ye ist ungefähr zweieinhalb Jahrtausende alt und ist damit einer der ältesten daoistischen Texte überhaupt. Seine Grundgedanken finden sich noch heute in den ostasiatischen Kampfkünsten und in der traditionellen chinesischen Medizin.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Das Nei Ye ist aber nicht nur für China-Interessierte lesenswert. Es trifft den Nerv der Zeit. Gerade wenn alles immer schneller gehen soll, ist es wichtig, zur Ruhe zu kommen und die eigene Mitte zu finden.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div class="separator" style="clear: both; text-align: center;"><a href="https://www.bod.de/buchshop/nei-ye-jupp-hartmann-9783750440388" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;" target="_blank"><img border="0" data-original-height="2244" data-original-width="1417" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEib6U8-Sf7i_iJZGM8TsRq-6fs5Z3qMhSS0ISePuMHEpVY868r0w8yNO6RHGTEbhWPi6s7gZnn6IFrcxCHhZJ8aLHxnFN6-BaVxqe3uP3Paq3d6YIzoeZwf4blzn9u_SSjBp9GxchEPJiQ/w403-h640/Cover-Vorderseite.jpg" width="403" /></a></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: left;"><a href="https://www.bod.de/buchshop/nei-ye-jupp-hartmann-9783750440388" target="_blank">Nei Ye - Der Weg zu innerer Ruhe. Aus dem Chinesischen übersetzt und kommentiert von Jupp Hartmann (ISBN: 9783-7504-4038-8)</a></div><div><br /></div>jupphartmann.blogspot.comhttp://www.blogger.com/profile/02986507353611552385noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-277737343834080992.post-68919094497301350322020-05-31T17:36:00.002+02:002020-06-01T14:25:56.425+02:00Rezension: Zhao Tingyang. Alles unter dem Himmel<div style="text-align: justify;">Zhao Tingyang ist einer der bedeutendsten chinesischen Gegenwartsphilosophen. Sein Buch "Alles unter dem Himmel - Vergangenheit und Zukunft der Weltordnung" hat auch im Westen lebhafte Debatten ausgelöst. Hier der Link zu einer Rezension von Martina Bölck:</div><div><br /></div><a href="https://martinaboelck.blogspot.com/2020/05/eine-welt-ohne-auen-buchbesprechung.html">Rezension: Alles unter dem Himmel</a>jupphartmann.blogspot.comhttp://www.blogger.com/profile/02986507353611552385noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-277737343834080992.post-52611748788680733472020-05-24T16:24:00.005+02:002020-05-30T21:20:09.488+02:00Rezension: Julian Baggini. How the World Thinks<div style="text-align: justify;"><span></span>Gerade habe ich ein sehr interessantes Buch zu Ende gelesen. Es ist von dem englischen Philosophen Julian Baggini und trägt den Titel "How the World Thinks". Leider gibt es davon noch keine deutsche Übersetzung, was mich sehr erstaunt, denn in Großbritannien ist es ein Bestseller.<span></span></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Baggini geht es in seinem Buch um eine globale Geschichte der Philosophie. Dabei stellt er Konzepte und Vorstellungen aus verschiedenen Denktraditionen nebeneinander: indische, ostasiatische, westliche, muslimische, aber auch mündlich überlieferte der australischen Aborigines oder aus Afrika. Er zeigt, wie die unterschiedlichen philosophischen Ansätze in den jeweiligen Teilen der Welt zu unterschiedlichen Perspektiven auf die Dinge geführt haben und wie sie ihren Niederschlag im Verhalten der Menschen gefunden haben, auch derer, die sich der philosophischen Hintergründe ihrer Alltagsüberzeugungen nicht bewusst sind. <br /></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Der erste Teil des Buches beschäftigt sich mit der Frage, nach welchen Gesichtspunkten Menschen Dinge für wahr halten. Wie weit können wir uns dabei auf die Sprache verlassen? Was sind die Möglichkeiten und die Grenzen von Logik und Rationalität? Welche Bedeutung kommt der Intuition zu? Spielt die Autorität von Überlieferungen für unser Denken eine Rolle? Oder die Autorität von Lehrern? Und wie weit trägt der pragmatische Ansatz, das für wahr zu halten, was sich in der Praxis bewährt hat? Baggini geht davon aus, dass sich diese Fragen nicht einfach der einen oder anderen Kultur zuordnen lassen, dass aber ihre Gewichtung sehr unterschiedlich ist.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Der zweite Teil dreht sich um das generelle Weltverständnis. Wie vergeht Zeit? Als linearer Fortschritt? Oder in Zyklen? Wie bestimmt unser Handeln unsere Zukunft? Was ist Leere? Sind wir Teil der Natur oder stehen wir ihr gegenüber? Was bedeutet Einheit? Können wir das Ganze aus seinen Bestandteilen verstehen? Was kann die Wissenschaft erklären und wo sind wir auf andere Denkformen angewiesen um uns in der Welt zurechtzufinden?</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Im dritten Teil geht es dann um die Frage, wer wir sind. Gibt es überhaupt so etwas wie ein Selbst, und wenn ja, ist es bestimmt durch seine Beziehung zu seiner Mitwelt oder sind wir abgegrenzte, atomisierte Individuen? <br /></div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Der vierte Teil schließlich behandelt unterschiedliche Konzepte der Lebensführung. Woran können wir uns halten? An abstrakte Regeln oder an moralische Vorbilder? Welche Werte sind wichtig für das Leben und Zusammenleben der Menschen? Welchen Stellenwert haben Freiheit, Tugend, Harmonie oder das Streben nach allgemeinem Nutzen?</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">So spannend diese einzelnen Fragen auch sind, Baggini geht es nicht darum, eindeutige Antworten zu liefern. Vielmehr versucht er offenzulegen, welches Gewicht diesen Fragen in den unterschiedlichen Denktraditionen zukommt, welche Möglichkeiten die jeweiligen Antworten eröffnen und wo sie zu Problemen führen können. Dabei geht es nicht um generelle Wertungen, um richtig oder falsch. Vielmehr ist das Buch ein Plädoyer für mehr Offenheit, für ein gegenseitiges Voneinander-lernen ohne dabei die eigenen Wurzeln zu verleugnen. Es ist eine Anstiftung, über den eigenen Tellerrand hinauszusehen.</div><div style="text-align: justify;"><br /></div><div style="text-align: justify;">Ein wunderbares Buch, das ich mit großem Vergnügen gelesen habe.<br /></div>jupphartmann.blogspot.comhttp://www.blogger.com/profile/02986507353611552385noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-277737343834080992.post-7974422296056946392020-04-15T22:30:00.002+02:002020-04-15T22:36:10.435+02:00Klimakrise und persönliche Verantwortung<div style="text-align: justify;">
Immer mal wieder höre ich in Diskussionen über die Klimakrise das Argument, die Deutschen oder die Europäer könnten auch durch noch so radikale Verhaltensänderungen nichts bewirken. Dazu seien wir ein zu kleiner Teil der Weltbevölkerung.<br />
</div>
<div style="text-align: justify;">
Aber wir können uns nicht unter Verweis auf China, die USA oder Indien aus der Verantwortung stehlen. Das ist plumpe Trickserei mit der Statistik. Statistisch gesehen ist der luxemburgische Ausstoß an klimaschädlichen Gasen sicherlich geringer als der deutsche. Wenn aber Bürger*innen Luxemburgs argumentieren würden, ihr Verhalten spiele aufgrund der geringen Größe ihres Landes ohnehin keine Rolle, würden wir das mit gutem Grund nicht gelten lassen. Ein in Luxemburg gefahrener SUV richtet schließlich nicht weniger Schaden an als einer, der ein paar Kilometer weiter, jenseits der Grenze, in Deutschland gefahren wird. <br />
<br />
Das eigene Verhalten mit dem zu rechtfertigen, was andere tun oder nicht tun, bedeutet, sich in der Masse zu verstecken. Aber wer nach Ausreden sucht, findet natürlich immer Argumente. </div>
jupphartmann.blogspot.comhttp://www.blogger.com/profile/02986507353611552385noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-277737343834080992.post-82110591800798418472020-04-11T00:53:00.001+02:002020-04-11T00:53:53.360+02:00Worte eines alten Philosophen zur aktuellen Situation<div style="text-align: justify;">
Jetzt, da sich viele durch das Herunterfahren der Wirtschaft in ihren Aktivitäten ausgebremst fühlen, erscheint mir ein Gedanke des alten chinesischen Philosophen Zhuangzi unglaublich aktuell, obwohl er schon über zwei Jahrtausende alt ist. Ich verbinde ihn mit der Hoffnung, dass die veränderte Situation vielleicht auch für den einen oder die andere ein Anreiz ist, zumindest einmal probeweise aus dem Hamsterrad auszusteigen.<br /> </div>
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Natürlich weiß ich auch, dass diese Option nicht allen unmittelbar offen steht. Wer eine Familie zu ernähren hat oder in einer prekären Lage ist, kann sich nicht einfach mal so dafür entscheiden, sich mehr Muße zu gönnen. Und manche Berufsgruppen sind jetzt auch besonders im Stress. Aber es wäre schon viel damit getan, wenn sich die kulturellen Werte Stück für Stück in Richtung einer weniger stressigen Lebensweise verschieben würden. Offensichtlich geht es ja auch mit insgesamt weniger Leistung. Den Menschen täte es gut und der Umwelt erst recht.<br /> </div>
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„Wenn der Landmann nichts mehr zu tun hat mit Gras und Unkraut, so hat er nichts mehr, an das er sich halten kann; wenn der Kaufmann nichts mehr zu tun hat mit Gassen und Märkten, so hat er nichts mehr, an das er sich halten kann. Nur wenn die Menschen der Menge ihren tagtäglichen Beruf haben, so geben sie sich Mühe. Die Handwerker sind von der Geschicklichkeit und Handhabung ihrer Werkzeuge abhängig, um sich zu fühlen. Kann er nicht Geld und Gut anhäufen, so wird der Geizhals traurig. Wenn Macht und Einfluss sich nicht stetig ausdehnen, so wird der Ehrgeizige trostlos. Die Sklaven von Macht und Reichtum sind nur glücklich im Wechsel. Wenn sie eine Zeit finden, in der sie wirken können, so können sie sich nicht des Handelns entlassen. Sie alle folgen ihrem Pfad mit derselben Regelmäßigkeit wie der Kreislauf des Jahres. Sie sind befangen in der Welt der Dinge und können sich nicht ändern. So rennen sie dahin, innerlich und äußerlich gefangen, versinken in der Welt der Dinge und kommen ihr Leben lang nicht wieder zu sich selbst. Ach, das ist traurig!“ (Zhuangzi: XXIV, 4)</div>
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p { margin-bottom: 0.25cm; line-height: 120% }</style>jupphartmann.blogspot.comhttp://www.blogger.com/profile/02986507353611552385noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-277737343834080992.post-53903765771533672502020-04-08T11:13:00.001+02:002020-04-10T18:10:44.129+02:00Shutdown und Langeweile<div style="text-align: justify;">
Shutdown, Ausgangsbeschränkungen, Kontaktverbot. Da sitzen wir nun in unserer Wohnung. Und niemand kommt uns besuchen. Eine ungewohnte Situation. Wenn normale Zeiten wären, würde ich mich jetzt wieder regelmäßig mit einem Freund treffen, um Gitarre zu spielen. Schließlich wollten wir ja im Sommer zusammen Straßenmusik machen. Da wäre jetzt die Zeit, wieder anzufangen zu üben. Und am Wochenende käme wie gewohnt eine Freundin unserer WG vorbei, um zusammen zu kochen. Überhaupt haben wir normalerweise viel Besuch. Oder sind unterwegs und treffen Leute. Aber jetzt: Leerlauf. Nicht, dass ich sonst ständig im Stress wäre. Schließlich rede ich schon seit Jahrzehnten davon, wie wichtig Muße ist, und entsprechend lebe ich auch. Ich, der ich normalerweise immer betone, dass Zeit und nicht Geld der wahre Reichtum ist, habe jetzt Zeit im Überfluss – und empfinde das erst einmal nicht unbedingt als Bereicherung. Zum Glück ist das Wetter frühlingshaft. Da kann man schon mal ein paar Stunden auf dem Balkon sitzen, die Kirschblüten bewundern und den Vögeln und Eichhörnchen zuschauen. Aber da ist immer noch viel Zeit übrig. Martina und ich tanzen jetzt wieder viel Tango. Jeden Tag eine halbe Stunde im Flur. Das hatten wir eine Zeit lang vernachlässigt. Ich bin auch mehr online als sonst. Schon seit Jahren will ich zusammen mit einem Freund mein Buch über das Nutzlose ins Englische übersetzten. Jetzt skypen wir oft miteinander und kommen gut voran. Auch er hat ja jetzt viel Zeit. Er arbeitet als Englischlehrer in Saudi Arabien, aber auch dort fällt der Unterricht wegen der Corona-Pandemie aus, und er darf den Compound, in dem er wohnt, nicht mehr verlassen. Verschiedene Länder – gleiche Situation. Zufällig haben wir jetzt gerade die Stelle des Buches übersetzt, wo es um Langeweile geht:</div>
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"Richtig quälende Langeweile kannte ich vor allem als Kind. Nichts war öder als die endlosen Sonntagnachmittage, wenn irgendwelche Bekannten meiner Eltern zu Besuch kamen und wir eine gefühlte Ewigkeit am Kaffeetisch saßen. Auch beim Lateinunterricht in der ersten Stunde wollte der Zeiger der Uhr einfach nicht weiter vorrücken. Später in der Autofabrik zählte ich die Minuten bis Feierabend, rechnete ständig aus, wie viel Prozent des Arbeitstages ich schon hinter mir hatte. </div>
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Die Langeweile, die ich später erlebte, war im Vergleich dazu harmlos. Ich hatte ein Mittel gefunden, sie erträglicher zu machen: Selbstbeobachtung. Indem ich meine Stimmungen studierte, wurde aus der Langeweile ein interessantes Forschungsobjekt. Meistens ging sie einher mit einem plötzlichen Überdruss an allem, was mich gerade noch begeistert hatte. Selbst das Malen konnte sie mir verleiden. Ich spürte ihr nach, wie sie ihren Zenit überschritt und wie sie sich schließlich auflöste, nicht ohne mir gelegentlich ein wertvolles Geschenk zurückzulassen: eine neue Einsicht oder die Idee für ein neues Projekt. Ich hatte auch gelernt, wie ich ihr entfliehen konnte, wenn sie zu drückend wurde. Im Notfall konnte ich immer an meinen vierundsechzig Künsten arbeiten und mir Dinge beibringen, die ich schon immer gerne können wollte. </div>
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Ich schlenderte mit dem Baumbestimmungsbuch durch die Parks der Umgebung, übte Blues-Riffs auf der Gitarre, lernte neue Tanzschritte oder sah im Fernsehen Filme in einer Sprache, die ich lernen wollte. So gelang es mir, die Langeweile allmählich zu zähmen."*</div>
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Ok, denke ich mir. Das wird wohl wieder meine Strategie für die nächsten Wochen, Monate, oder wie lange auch immer die Pandemie dauern wird.</div>
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<span style="font-size: x-small;">____________</span></div>
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<span style="font-size: x-small;">*Wie ich lernte das Nutzlose zu lieben (S.95f). Was es mit den erwähnten 64 Künsten auf sich hat, das erfährt man im vorhergehenden Post</span>.</div>
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p { margin-bottom: 0.25cm; line-height: 120% }</style>jupphartmann.blogspot.comhttp://www.blogger.com/profile/02986507353611552385noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-277737343834080992.post-20253423615927702552020-04-08T11:11:00.001+02:002020-04-10T18:07:53.575+02:00Die 64 Künste des Kamasutra<div style="text-align: justify;">
Im Kamasutra gibt es eine Aufzählung von 64 Künsten, die man lernen sollte, um in Liebesdingen angenehm zu sein. Wenn man heute so eine Liste erstellen würde, würden wahrscheinlich ein paar dieser Künste wegfallen, andere kämen hinzu. Aber wer sich gerade vom Corona-shut-down ausgebremst fühlt und sich fragt, wohin mit all der vielen freien Zeit, findet hier vielleicht die eine oder andere Anregung:<br /><br />"Gesang, Instrumentalmusik, Tanz, Zeichnen, das Einritzen von Zeichen, Verfertigen mannigfacher Linien aus Reis und Blumen, (kunstgerechtes) Blumenstreuen, Zähne und Gewänder zu färben, Auslegen des Bodens mit Juwelen, Herstellung des Lagers, Wassermusik, das Schlagen mit Wasser, wunderbare Kniffe, die verschiedenen Arten Kränze zu winden, die Anordnung von Diademen und Kronen, Toilettenkünste, die verschiedenen Arten die Ohren zu schmücken, das Mischen von Wohlgerüchen, das Anlegen von Schmucksachen, Zauberei, die Kniffe des Kucumāra, Geschicklichkeit der Hände, die Verfertigung der verschiedenen Arten von Gemüse, Brühen und Speisen, die Herstellung von Getränken, Fruchtsäften, Würzen und Likören, die Arbeiten des Webens mit der Nadel, das Fadenspiel, das Musizieren auf der Laute und der Trommel, Rätselspiel, Versespiel, das Hersagen schwerer Worte, das Vorlesen von Büchern, Kenntnis des Schauspieles und der kleinen Erzählungen, Ergänzung eines gegebenen Verses eines Gedichtes, die verschiedenen Arten, Zeug und Rohr zu flechten, Drechslerarbeiten, Behauen, Baukunst, Prüfen von Silber und Edelsteinen, Metallurgie, Kenntnis des Färbens und der Herkunft der Juwelen, Anwendung der Lehre von der Pflege der Bäume, Einrichtung der Kämpfe von Widdern, Hähnen und Wachteln, Sprechenlehren der Papageien und Predigerskrähen, Erfahrung im Frottieren, Massieren und Frisieren des Haares, das Erzählen vermittelst der Fingersprache, die verschiedenen Arten verabredeter Sprachen, Kenntnis der Dialekte, die Kunst der Blumenwagen, Kenntnis der Vorzeichen, Alphabet der Diagramme, Kenntnis des Abc der Gedächtniskunst, Zusammendeklamieren, Geistspiel, Anfertigung von Gedichten, Kenntnis des Lexikons, Kenntnis der Metrik, Kenntnis der literarischen Arbeit, Vortrag von Liedern unter Gestikulationen, das Verstecken in Kleidern, die verschiedenen Glücksspiele, das Würfelspiel, die Spiele der Kinder, und die Kenntnis der Wissenschaft des guten Tones, der Strategie und der körperlichen Übungen: das sind die vierundsechzig einzelnen Nebenzweige des Lehrbuches der Liebe."<br /><br />(Vatsyayana, Kamasutram, Übersetzt von Richard Schmidt, 1. Teil, 3. Kapitel)</div>
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Eine Anekdote über den Physiker und Nobelpreisträger Niels Bohr berichtet von einem Hufeisen, das über seiner Tür hing. Ein Kollege sprach ihn darauf an. Ob er denn tatsächlich an so etwas glaube? „Nein, natürlich nicht“, soll Bohr geantwortet haben, „aber man hat mir versichert, dass es auch wirkt, wenn man nicht daran glaubt."<br />
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Ich las diese Anekdote in der Zeit, als ich an einer chinesischen Universität unterrichtete. Viele der Studierenden sahen sich selbst, ganz im Sinne der kommunistischen Erziehung, die sie erfahren hatten, als Atheisten. Das hinderte manche von ihnen nicht daran, vor einer wichtigen Prüfung in den Tempel zu gehen und Räucherstäbchen abzubrennen.<br />
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So wurde mir klar, dass nicht nur ich solche Widersprüche kenne. Egal für oder gegen welchen Glauben ich mich bewusst entscheide, in meinem Unbewussten wirkt auch das weiter, gegen das ich mich entschieden habe.<br />
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Ich stamme aus einer katholischen Familie und war als Kind sehr fromm. Als Jugendlicher verwandelte ich mich in einen glühenden Atheisten. Mein Atheismus nahm schnell missionarische Züge an. Vielleicht gerade deshalb, weil ich den Katholiken in mir nicht wirklich losgeworden war, der mir für meinen Abfall vom Glauben immer noch mit Höllenqualen drohte. Meine Vehemenz sollte ihn zum Verstummen bringe.</div>
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Jahre später entdeckte ich als Künstler die Macht der Intuition. Wie viele Künstler hatte ich das Gefühl, dass nicht ich male, sondern dass ES malt. Was immer ES auch sein mochte, es schien größer und intelligenter zu sein als ich. Diese Erfahrung brachte schließlich auch mein atheistisches Weltbild ins Wanken. </div>
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Aber auch mein Atheismus war nicht plötzlich verschwunden. Einmal Atheist, immer Atheist. Einmal Katholik, immer Katholik. Einmal Buddhist, immer Buddhist. Natürlich bekennt man sich nicht zu allem gleichzeitig, neigt bald mehr zu dem einen, bald mehr zu dem andern. Man mag sich bewusst entscheiden, aber im Unbewussten gibt es kein striktes Entweder-oder. Dort bleiben unterschiedliche Vorstellungswelten, die jeweils unterschiedliche Wege eröffnen oder verschließen, und je nach den Umständen wieder zum Vorschein kommen.</div>
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Der Atheismus ist ein wunderbares Mittel gegen die Enge religiöser Dogmatik. Wir verdanken ihm viel Freiheit. Aber die wunderbare Musik Bachs wäre wohl nicht entstanden ohne seinen tiefen christlichen Glauben. Und dass wir mit Yoga unserem Körper etwas Gutes tun können, verdanken wir dem Hinduismus.</div>
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Ich möchte mich nicht für eine Seite zu entscheiden. Das würde ich als Einengung empfinden. Ich gehöre keiner Glaubensgemeinschaft an. Mein Bewusstsein ist ein Ort, an dem der Dialog zwischen den unterschiedlichsten Formen von Glauben und Unglauben stattfindet. Ich sehe keinen Grund, dass es dabei Gewinner und Verlierer geben sollte. Der Dialog soll nicht verstummen, denn er ist produktiv. So wie es ist, fühlt es sich gut an. Warum sollte ich mir da eine bestimmte Identität verordnen.</div>
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Lieber als in einer Welt fanatischer Abgrenzungen lebe ich in einer Welt, in der Christen Yoga machen und Atheisten Horoskope lesen.</div>
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<br />jupphartmann.blogspot.comhttp://www.blogger.com/profile/02986507353611552385noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-277737343834080992.post-11635499274873430522020-04-07T00:11:00.000+02:002020-04-10T18:04:25.773+02:00Denkformen<div style="text-align: justify;">
Denken wird oft mit begrifflichem Denken gleichgesetzt, mit der kreativen Verkettung von Begriffen. Aber auch andere kreative Verkettungen sind Formen des Denkens. Wenn ich auf der Gitarre improvisiere, verkette ich Töne zu Tonfolgen. Ich befinde mich dann in einem kreativen Prozess, der völlig ohne Begrifflichkeiten auskommt. Mehr noch, wenn ich wirklich in der Musik aufgehe, ist mein begriffliches Denken ausgeschaltet.<br /> </div>
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Auch bildliche Vorstellungen lassen sich bestens miteinander verketten. Bildliches Denken ist nicht nur bei der Komposition von Gemälden wichtig. Auch mathematische Zusammenhänge lassen sich bildlich oft viel einfacher erfassen als begrifflich – und das nicht nur in der Geometrie.<br /> </div>
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Auch bei wissenschaftlichen Entdeckungen spielt nicht-begriffliches Denken in Form von visuellen Analogien oft eine Rolle. So entdeckte z.B. Friedrich Kekulé die kreisförmige Struktur von Benzol, nachdem er von einer Schlange geträumt hatte, die sich in den Schwanz biss. <br /><br />Und schließlich noch ein Beispiel aus einem ganz anderen Bereich: Taktisches Denken, z.B. im Sport erfordert Entscheidungen in Sekundenbruchteilen. Ein Fußballer, der solche Entscheidungen erst verbalisieren würde, hätte nicht einmal in der Dorfliga eine Chance.<br /><br /> Begriffliches Denken ist ein wichtiger Bestandteil unserer menschlichen Fähigkeiten. Es ermöglicht eine immense Erweiterung unseres Horizonts. Ein auf das Begriffliche reduziertes Denken würde aber eine Verarmung unseres geistigen Potenzials bedeuten. <br /><br />Von daher ist es sehr sinnvoll, die Fähigkeit zu trainieren, das begriffliche Denken je nach Bedarf ein- oder auszuschalten. Und ähnlich wie es einem Muskel gut tut, sich immer wieder zu entspannen, so tut es auch dem begrifflichen Denken gut, wenn es nicht andauernd gefordert wird. Auch hier gilt: Weniger ist manchmal mehr.</div>
jupphartmann.blogspot.comhttp://www.blogger.com/profile/02986507353611552385noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-277737343834080992.post-85945697755778138042020-04-06T00:38:00.001+02:002020-04-10T18:02:46.900+02:00Essay: Aufbruch ins Leere<div style="text-align: justify;">
Eigentlich war mein Essay ja gedacht als mein persönlicher Beitrag zur Klimadiskussion. Dass ein Leben mit weniger Konsum und weniger Stress kein Verzicht sein muss, und dass wir mit weniger Verbrauch und folglich auch weniger Produktion besser leben könnten. Es sollte ein Plädoyer für mehr Muße sein. Und für die Langeweile, die ein Tor zu kreativer Begeisterung sein kann. Und ich wollte zeigen, dass Leere – zum Beispiel im Terminkalender – oft auch Freiheit bedeutet.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br />Jetzt ist es gerade einmal ein paar Wochen her, seit mein Essay erschienen ist, und ich finde mich in einer völlig anderen Welt wieder. Die Leere bricht aus. Das Corona-Virus fegt Straßen und Regale leer, und viele Menschen sind zur Muße gezwungen und langweilen sich. So habe ich mir das mit der Leere natürlich nicht vorgestellt. Und ich bin selber fassungslos darüber, wie aktuell mein Essay plötzlich geworden ist.<br /><br />Hier der Link zum Probelesen: <br /><a href="https://www.bod.de/buchshop/aufbruch-ins-leere-jupp-hartmann-9783750418363">https://www.bod.de/buchshop/aufbruch-ins-leere-jupp-hartmann-9783750418363</a><br /><br /> Lasst uns das Beste aus der Situation machen. Und bleibt gesund!</div>
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