Dieser Blog soll Lust auf einen kulturellen Wandel machen. Die Klimakrise zwingt uns, die Orientierung auf das Materielle infrage zu stellen. Innerer Reichtum ist mehr wert als äußerer. Konsum macht auf Dauer nicht glücklich. Wir könnten viel besser leben und gleichzeitig weniger Schaden an unserer Mitwelt anrichten. Muße bedeutet Freiheit. Ein leerer Terminkalender lässt Zeit für Kreativität und Zeit zum Staunen über die Wunder der Welt. Nehmen wir uns diese Freiheit!
Die Bedeutung des Animismus für unser Überleben
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Viele religiöse Menschen halten Religiosität für ein angeborenes
menschliches Bedürfnis. Viele Atheisten hingegen sehen in religiösem
Glauben eine Folge jahrhundertelanger Indoktrination und betrachten die
Freiheit von Glaubenssätzen als den ursprünglichen Zustand, sozusagen
den Default-Modus menschlichen Bewusstseins. Dafür spricht z.B. dass wir
noch nichts von irgendwelchen Dogmen wissen, wenn wir auf die Welt
kommen. Sind wir also in unserer frühsten Lebensphase Atheisten? Wenn
man von der ursprünglichen Wortbedeutung ausgeht, ist das sicherlich so.
Die Vorstellung eines Gottes entwickelt sich erst nach mehreren
Lebensjahren und selten ohne Beeinflussung von außen. Wenn man den
Begriff Atheismus aber weiter fasst und darunter die Ablehnung des
Glaubens an übersinnliche Phänomene versteht, dann sind wir sicher keine
geborenen Atheisten.
Ich
möchte hier die These aufstellen, dass unser Default-Modus vielmehr der
Animismus ist und dass wir uns erst viel später für oder gegen eine
bestimmte Religion entscheiden. Ich denke, das liegt in der Evolution
begründet. Wir haben gute Gründe unbelebte Gegenstände als lebendige
Wesen zu betrachten. Es macht uns schlichtweg überlebensfähiger. Wenn
wir einen Felsblock für einen Bären halten, ist das kein Problem, wenn
wir einen Bären für einen Felsblock halten, hingegen schon. Es bekommt
uns also besser, um uns herum eher zu viel statt zu wenig Beseeltes zu
vermuten. Das gilt umso mehr, je unerfahrener wir sind, am meisten also
für Kleinkinder. Wenn diese überall Gespenster und Monster sehen und
ihnen dunkle Winkel unheimlich sind, ist das also ein sinnvoller
Schutzmechanismus.
Ich
erinnere mich, dass für mich, als ich sehr klein war, selbst
Möbelstücke belebt waren, und natürlich hatte ich einen unsichtbaren
Freund. Mit zunehmendem Alter können wir es uns dann leisten, die Welt
um uns herum nach und nach zu entzaubern. Aber es gelingt uns nie ganz,
unseren Default-Modus zu überschreiben. Tief in unserem Inneren behalten
wir immer einen Hang zu animistischen Vorstellungen, auch wenn wir uns
einer Religion zuwenden, für die das alles nur Aberglaube ist. Ja,
selbst wenn wir Atheisten werden. Es bleibt ein zauberhafter,
geheimnisvoller Rest, der immer wieder unsere Phantasie speist. Wir
können darüber erschrecken oder uns daran freuen, ändern können wir es
kaum. Das verdanken wir der Evolution.
Anmerkung
zu der Animation (eigene Arbeit): Unser Default-Modus lässt uns auch in
abstrakte Formen immer wieder Dinge hineinphantasieren. Das macht
nicht-gegenständliche Kunst so spannend.
Was ist Glaube? Was ist Unglaube? Sind das wirklich sich ausschließende Gegensätze? Ich empfinde beide eher als eine Pendelbewegung meines Geistes, als ein Einatmen und Ausatmen? Ich erinnere mich noch gut, wie ich in einer Zeit, als ich ganz stark zum Atheismus neigte, Nietzsche las: „Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik“. Ausgerechnet Nietzsche, den ich doch als Bruder im Unglauben sah, infizierte mich mit der Begeisterung für gleich zwei Götter: Apollo und Dionysos. Plötzlich sah ich mich in den Widerstreit dieser beiden Gottheiten hineingezogen. Der Konflikt zwischen dem apollinisch Rationalen und dem dionysisch Rauschhaften, Ekstatischen umschrieb genau das Spannungsfeld in dem ich mich befand. Ich wollte beides und fühlte mich abwechselnd in beiden Zuständen zuhause. Glaubte ich jetzt also an Apollo und Dionysos? Nicht wirklich, aber ich sah beide als wunderbare Modelle zur Veranschaulichung psychologischer Gegebenheiten, und plötzlich bekam der griechische Götterhi
Ein Standardargument, das ständig in der Diskussion zwischen religiös Gläubigen und Nicht-Gläubigen auftaucht ist die Behauptung, alle Menschen kämen als Atheistinnen oder Atheisten zur Welt. Ich betrachte das als eine irreführende These und möchte von einem nicht-religiösen Standpunkt dagegen argumentieren. 1) Zum einen scheint mir hier ein falscher Gebrauch der Logik vorzuliegen: Richtig ist sicherlich, dass wir als Kinder erst einmal keine Vorstellung von dem Gott der monotheistischen Religionen haben, ja, dass uns der Begriff „Gott“ fehlt. Wir haben auch nicht die Idee eines Schöpfers. Die Welt ist einfach da und woher sie kommt das fragen wir uns frühestens, nachdem wir schon ein paar Jahre in ihr verbracht haben. Wir kommen also nicht als Theisten zur Welt, und da Atheismus ja nur die Verneinung des Theismus ist, drängt sich die Vermutung auf, unsere ursprüngliche Sichtweise sei der Atheismus. Entweder wir glauben an Gott oder nicht. Die formale Logik lehrt
Können wir ohne Ideologien auskommen oder sind wir zwangsläufig in ideologischem Denken gefangen? Man kann sehr leicht aus der Verwerfung von Ideologien wieder eine Ideologie machen, das wäre zum Beispiel der Fall, wenn man erklären würde, alle Ideologien seien als unstimmige Welterklärungen abzulehnen und jedes Denken führe zwangsläufig zu Irrtümern, deshalb sei es grundsätzlich zu unterlassen. Nun, man kann das zwar so sehen, man muss aber nicht. Statt alle Ideologien abzulehnen, kann man auch in der ideologischen Schatzkiste der Menschheit kramen und sich an dem bunten Nebeneinander freuen, ohne dass man gezwungen wäre, sich für eines der Fundstücke zu entscheiden. Das wäre dann im Sinne von Paul Feyerabends „Everything goes“. Wir kommen nicht ohne Welterklärungsmodelle aus. Aber das muss kein Grund sein, sich mit einem davon zu identifizieren. Ich kann versuchen zu verstehen, wie die Welt aus der Perspektive eines Marxisten, eines Katholiken, eines Buddhisten oder eines Schamane
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