Worte eines alten Philosophen zur aktuellen Situation

Jetzt, da sich viele durch das Herunterfahren der Wirtschaft in ihren Aktivitäten ausgebremst fühlen, erscheint mir ein Gedanke des alten chinesischen Philosophen Zhuangzi unglaublich aktuell, obwohl er schon über zwei Jahrtausende alt ist. Ich verbinde ihn mit der Hoffnung, dass die veränderte Situation vielleicht auch für den einen oder die andere ein Anreiz ist, zumindest einmal probeweise aus dem Hamsterrad auszusteigen.
 
Natürlich weiß ich auch, dass diese Option nicht allen unmittelbar offen steht. Wer eine Familie zu ernähren hat oder in einer prekären Lage ist, kann sich nicht einfach mal so dafür entscheiden, sich mehr Muße zu gönnen. Und manche Berufsgruppen sind jetzt auch besonders im Stress. Aber es wäre schon viel damit getan, wenn sich die kulturellen Werte Stück für Stück in Richtung einer weniger stressigen Lebensweise verschieben würden. Offensichtlich geht es ja auch mit insgesamt weniger Leistung. Den Menschen täte es gut und der Umwelt erst recht.
 
„Wenn der Landmann nichts mehr zu tun hat mit Gras und Unkraut, so hat er nichts mehr, an das er sich halten kann; wenn der Kaufmann nichts mehr zu tun hat mit Gassen und Märkten, so hat er nichts mehr, an das er sich halten kann. Nur wenn die Menschen der Menge ihren tagtäglichen Beruf haben, so geben sie sich Mühe. Die Handwerker sind von der Geschicklichkeit und Handhabung ihrer Werkzeuge abhängig, um sich zu fühlen. Kann er nicht Geld und Gut anhäufen, so wird der Geizhals traurig. Wenn Macht und Einfluss sich nicht stetig ausdehnen, so wird der Ehrgeizige trostlos. Die Sklaven von Macht und Reichtum sind nur glücklich im Wechsel. Wenn sie eine Zeit finden, in der sie wirken können, so können sie sich nicht des Handelns entlassen. Sie alle folgen ihrem Pfad mit derselben Regelmäßigkeit wie der Kreislauf des Jahres. Sie sind befangen in der Welt der Dinge und können sich nicht ändern. So rennen sie dahin, innerlich und äußerlich gefangen, versinken in der Welt der Dinge und kommen ihr Leben lang nicht wieder zu sich selbst. Ach, das ist traurig!“ (Zhuangzi: XXIV, 4)

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